Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Ferndal: Singularitäten (Review)

Artist:

Ferndal

Ferndal: Singularitäten
Album:

Singularitäten

Medium: CD/Download
Stil:

Melodic Black Metal

Label: Einheit Produktionen
Spieldauer: 1:00:28
Erschienen: 11.01.2019
Website: [Link]

Eines lässt sich FERNDAL kaum vorwerfen: Die Band aus Münster liefert alles andere als blutige Black-Metal-Rohkost ab. Auf seinem zweiten Album "Singularitäten" beschreitet das Quintett ähnliche Pfade wie zuvor die leider nur am Rande wahrgenommenen Winds aus Norwegen, versucht sich an einer Interpretation von "Mother North" im klassischen Gewand, und beweist einmal mehr seine Liebe zu Windir.

An der Inspiration aus dem hohen Norden gibt es ergo wenig Zweifel, doch natürlich steht die Frage im Raum, ob FERNDAL neue Impulse setzen können, ohne Leichenfledderei zu betreiben oder an zu hohen Ansprüchen zu scheitern. Leider führt der Titel - nomen est omen - auf die richtige Fährte: Trotz großer Ziele, spannender Ideen, und zuweilen gelungener Umsetzungen bleibt vieles auf "Singularitäten" zwar beherzt begonnen - letztlich jedoch merkwürdig unabgeschlossen.
So wird der Hörer im Intro zunächst von stimmungsvollen Cello-Klängen an die Hand genommen, bevor sich Kirchenorgel und Schlagwerk hinzugesellen und feierlich Großes ankündigen. Das Klangbild des ersten Songs "Weltenbrände" lässt die Überleitung vom klassisch inspirierten Pomp zum epischen Black Metal leidlich gelingen: Der hochmodern verengte Klang des Schlagzeugs trübt die Hörfreude vor allem in den schnellen Abschnitten. Das ist schade, weil der Song grundsätzlich mit starken Melodien und Windir-Gedächtnis-Chören aufwartet, also durchaus das Zeug zum Album-Opener hat.
Im folgenden "Bringer der Leere" geht das Konzept, "Black Metal mit klassischen Elementen zu verweben", noch weniger auf, sondern das Cello schmiegt sich eher unauffällig an den Song an, der mehr vom deutschen Schwarzmetall der 2000er zehrt als zum Beispiel vom schwungvollen Black Metal, wie ihn einst Limbonic Art darboten. Auch in "Sternenlicht" wird das Cello eher vom Schlagzeug-Gepolter untergebuttert, als wie zum Beispiel bei Finnr’s Cane eine tragende Rolle zu spielen.
Wie anders und in diesen doch recht engen Klangbildern erfrischend klingt hingegen die mit Gastmusikern im Konzertsaal der heimischen Musikhochschule aufgenommene Interpretation von "Mother North": Die Klangfarben von vier Celli, Konzertflügel, Orgel und Waldhorn stehen dem Black-Metal-Klassiker gut zu Gesicht, und die knapp neun-minütige Darbietung fasziniert mit gravitätischem Charme.
Unfreiwillig bringt "Die Verlorenen" im Anschluss bereits im Titel zum Ausdruck, wie die Eigenkomposition im Vergleich mit dem Satyricon-Stück einzuordnen ist. Während Cello und Leadgitarre punktuell starke eigene Akzente setzen, wirkt das Schlagzeug gerade in der ersten Hälfte des Songs fast schon wie ein Fremdkörper. Der klare Gesang weckt hingegen wehmütige Erinnerungen an Todtgelichter, deren Ausdrucksstärke FERNDAL nicht annähernd erreichen.
Prinzipiell könnten die Münsteraner im zeitgenössischen deutschen Black Metal eigene Akzente setzen, wirken jedoch überraschend uneins: Hörenswerte Gitarren- und Cello-Arrangements werden viel zu oft vom Schlagzeugspiel übertüncht, das autistisch isoliert und kaum in Kontakt mit den übrigen Musikern zu stehen scheint. Am Stärksten trumpfen FERNDAL auf, wenn sie sich auf Windirs melodische Spuren begeben - wie in der "Serenade", die ohne flaches Gekeife auskommt.

FAZIT: Bei aller Sympathie für die unverkennbaren Idole, die eigenwillige Instrumentierung sowie die beherzte Herangehensweise, wirken FERNDALs Darbietungen zwischen nordischem Black Metal und Klassik immer wieder bemüht, und reichen in punkto Arrangements und Virtuosität nicht an die Meisterwerke von Arcturus oder Winds heran, von der Originalität und der metallischen Power von Mekong Delta ganz zu schweigen. Daher schätze ich, dass vor allem junge Hörer*innen angesprochen werden sollen, die Black Metal gerade erst entdecken. Für jene mögen die "Singularitäten" spannend klingen, und vielleicht den Ausgangspunkt für musikhistorische Spurensuchen darstellen.

Thor Joakimsson (Info) (Review 3755x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Intro, op. 2.1
  • Weltenbrände, op. 2.2
  • Bringer der Leere, op. 2.3
  • Im Sternenlicht, op. 2.4
  • Klavierquintett e-Moll „Mother North“, op. 2.5
  • Die Verlorenen, op. 2.6
  • Siebter Gesang, op. 2.7
  • Serenade, op. 2.8
  • Distanz, op. 2.9

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!